MONDRAKETEN­MASSAKER

Ein Retrofuturistical
von Stéphane Fromageot (Musik) und Christoph Tiemann (Text)

mondraketenmassaker tiemann


Es sind die 1950er Jahre und das Weltall ist noch unerforscht. Versteckt in einem winzigen Labor einer amerikanischen Kleinstadt gelingt einem jungen Wissenschaftler das Unvorstellbare: Der Bau einer Mondrakete. Allen Verboten und Hindernissen zum Trotz zündet er sie und gelangt mit seiner ungewöhnlichen Crew zum Mond. Dort erwarten sie nicht nur grollende Meteoriten und wüste Felsenmonster, sondern auch tanzende Amazonen, die zwar verlockend singen, aber den Fremdlingen gar nicht friedlich gesonnen sind …

Auf den ebenso fantasievollen wie herrlich schlecht umgesetzten Ideen der amerikanischen Science-Fiction Filme der 50er und 60er Jahre aufbauend ist MONDRAKETENMASSAKER nicht nur die lustvolle und parodistische Rückreise in eine vergangene Zukunftsvision, sondern stellt davon ausgehend auch die Frage nach den heutigen Zukunftsträumen. Wie denken sich junge Menschen die Welt in 100 Jahren?

MONDRAKETENMASSAKER ist nicht nur ein waghalsiges Zitatefeuerwerk aus 90 Jahren Science Fiction-Kino und parodistische Rückreise in vergangene Zukunftsvisionen, sondern auch unterhaltsamer Blick auf Geschlechterklischees und ein die Zukunft weisender Seitenhieb auf die Veränderung von Kommunikation in Zeiten sozialer Medien.

Aufführungsrechte

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PRESSE

Komponist Stéphane Fromageot und Texter Christoph Tiemann haben für das 15. (!) Projekt des TheaterJugendOrchesters in Münster mit dem Retrofuturistical Mondraketenmassaker ein Werk geschrieben, das nur so wimmelt von Anspielungen auf US–Science-Fiction-Filme, die uns heute alle oft primitiv-komisch vorkommen. Mondraketenmassaker nimmt aber herrlich, mitunter bissig auch das riesige Selbstbewusstsein der USA gerade in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts auf’s Korn. Eine Topp-Vorlage für die Macher des TJO also - und die stürzen sich allesamt mit Feuereifer und Spaß in die Arbeit. Die ganze Produktion atmet vor allem eins: einen spürbaren Teamgeist.

Regisseur Alban Renz ist zugleich Ideengeber für das Projekt, seine Kollegin Anna Verena Freybott schreibt auch Songtexte. Beide setzen die Geschichte mit großer Übersicht und vielen kleinen Ideen um, die immer wieder Lacher produzieren. Kathrine Altaparmakovs Bühne kommt mit einem silbernen Vorhang aus, der sowohl für eine große Abendshow wie auch für das Mondlicht stehen könnte. Und Bettina Zumdicks Kostüme passen perfekt, haben eine große Bandbreite vom schicken 50er–Jahre-Kostümchen, den primitiven Raumanzügen bis zur bunten Amazonenpracht, die aus einem amerikanischen Südsee-Filmschinken entsprungen sein könnte.

Ganz viel läuft über Bewegung beim Mondraketenmassaker – nicht nur in den getanzten, wunderbar ausgefeilten Choreografien Annette Taubmanns. Die Präzision, mit der sich hier alle einbringen, ist bewundernswert. Und ebenso gut wie gespielt wird gesungen. Das gilt für die Ensembles (Chor: Miriam Köpke) wie für die Solisten. Marvin Fehrenbacher wirft als Dr. Kuhna gekonnt mit Fantasiewissenschaftsbegriffen um sich, kann seine Herkunft nicht verleugnen und fällt immer wieder in eine Hitler-Imitation zurück. Max Wielenga ist der großkotzige Steve Dayton, der meint, mit Geld alles erreichen zu können und Sebastian Averdiek glänzt als total ängstlicher Regisseur von gestern ebenso wie Jan Niklas Niehaus als mit Fäkalsprache um sich werfender Buster Crabbe.

Da sind die Amazonen aus ganz anderem Holz geschnitzt. Sie haben Großtun nicht nötig. Carmen Finzel wandelt sich vom tumben Erdenweibchen zur kühl kombinierenden Frau und Judith Müller hat als Thalestris den Überblick über das Geschehen. Eine gesangliche „Sternstunde“ bieten Marie Luise Reuther und Tomke Niehaus als Atomraketen und das Deutsch-Amerikanisch von Maartje Boekestein als Präsident sitzt perfekt.

Stéphane Fromageot schreibt eingängige Filmmusik und mitreißende Songs, die das TheaterJugendOrchester unter Daniel Klein stilecht als großes Tanzorchester funkelnd und swingend zur Geltung bringt – ausgezeichnet.

Die begeisternde Premiere sollte Ansporn sein, das finanziell bedrohte TheaterJugendOrchester unbedingt zu erhalten.

Thomas Hilgemeier, theaterpur.net, 13. April 2015

Die Macher des „Retrofuturisticals“, Texter Christoph Tiemann und Komponist Stéphane Fromageot, haben eine clevere Montage aus Retro-Elementen und Persiflagen hinbekommen und sie mit frechem Witz aufgepeppt. Erarbeitet wurde das Stück vom Jungen Theater Münster, das sich Verstärkung geholt hat, darunter das „Cactus Junge Theater“ und die Westfälische Schule für Musik.

Auf der Bühne stehen Laien und junge Profis, im Hintergrund sitzt ein junges Orchester, das sich wunderbar schlägt. Die Inszenierung (Anne Verena Freybott, Alban Renz) entfesselt den jugendlichen Drive der Darsteller. „Mondraketenmassaker“ dauert an die zwei Stunden, ohne große Längen und ohne dass die Konzentration nachlässt. Die Mitwirkenden sind ab 12 Jahren aufwärts. So viel Spielfreude muss man erst erwecken. Dickes Lob für die Akteure und die, die mit ihnen gearbeitet haben.

Die Geschichte ist zusammenzitiert aus Weltraumfilmen und Horrorstreifen, gern der budgetgünstigeren Sorte. Eine Gruppe Menschen fliegt versehentlich auf den Mond – eigentlich wollte ein flüchtiger Gangster mit dem schönen Namen Buster Crabby einfach nur nach Kansas. [...]

Ganz toll ist die Idee, ein Mädchen als kosmisches Nummerngirl auftreten zu lassen. Sie spricht mit diebischer Freude Kommandozeilen und kündigt den Erdbewohnern den Tod an (La, Le, Lu, burn motherfucker!). Nerds werden zahlreiche „Star Trek“-Zitate entdecken, zum Beispiel, als die Weltraumreisende Sita ihren Kollegen „Wolf 359“ zeigt (wo eine Schlacht gegen die Borg ausgetragen wird).

Man kann sich im „Mondraketenmassaker“ darauf verlassen, dass auch die Menschen die brutale Lösung wählen. Der amerikanische Präsident ist zwar eine Frau, schickt aber trotzdem Atomraketen, um die „Kommunistinnen“ da oben zu killen.

Die Musik mischt Strauss’ Zarathustra-Fanfare (man denke an „2001 – Odyssee im Weltraum“!) und rauschende Zitate aus Hollywoods goldener Ära, 60er-Jahre-Krimi-Sound und Broadway-Jazz. Großes „Gefällt mir“!

Edda Breski, Westfälischer Anzeiger, 13. April 2015

„Mondraketenmassaker“, ein „Retrofuturistical“ von Stéphane Fromageot (Musik) und Christoph Tiemann (Text), das mit dem Theaterjugendorchester in Kooperation mit Cactus Junges Theater, der Jugendkunstschule, der Musikschule und dem Sinfonieorchester Münster im Kleinen Haus uraufgeführt wurde, ist ein turbulentes Science-Fiction-Stück im Musical-Stil der 1950-er Jahre. Autor Tiemann ist Kabarettist, und so verwundert es kaum, dass nahezu jeder parodiert wird, der die Bühne betritt – nicht ohne vorher tief in die Klischee-Kiste zu greifen: Raketenerfinder Dr. Kuhna (Marvin Fehrenbacher), der einzige Deutsche an Bord der „Liberty 1“, ist Ex-Nazi, Raumfahrt-Unternehmer Steve Dayton (Max Wielenga) denkt nur an Vermarktung, Simon Wright (Sebastian Averdiek) ist als lispelnder Regisseur und Mitreisender die Witzfigur schlechthin, und der entlaufene Sträfling Buster Crabbe (Jan Niklas Niehaus), der alle auf den Mond zwingt, äußert sich am liebsten mit Fäkalsprache.

Anne Verena Freybott und Alban Renz bieten in ihrer Inszenierung Solisten und Ensemble die große Bühne, wenn sie die Jugendlichen ebenerdig, nah vor den Zuschauern agieren lassen (Kulisse aus glitzerndem Lametta: Kathrine Altaparmakov). Neben 47 überzeugenden Orchestermusikern stehen 33 Schauspieler im Rampenlicht wie Profis. Mit fließenden Auf- und Abgängen und strahlenden Show-Gesichtern zeigen sie Annette Taubmanns perfekt einstudierte Choreografie. [...] Die musikalische Umsetzung unter der Leitung von Daniel Klein [ist] rundum gelungen. Beeindruckend sind die großen Gesangsszenen (herausragend: Carmen Finzel als Spionin und „Life as an Amazon“ als Chor). Das Publikum war begeistert: Großer Applaus.

Isabell Steinböck, Westfälische Nachrichten, 13. April 2015

Das Stück, das aus der Feder des Münsterschen Kabarettisten Christoph Tiemann stammt, [ist] ein großer Spaß. Die Kompositionen von Stéphane Fromageot sind es nicht minder, denn auch hier treffen bekannte interstellare Motive aufeinander und wecken so manchen Wiederekennungseffekt. Daniel Klein hat am Pult sein glänzend aufspielendes Orchester fest im Griff. Und auch Fromageot darf beim Applaus zum Dirigentenstab greifen und eine seiner filmmusikalischen Kompositionen zum Leben erwecken.

[...] reichlich Lacher sind demnach garantiert. Wofür auch die detailverliebte Regie von Anne Verena Freybott und Alban Renz verantwortlich ist. Und die vielen rauschhaften Tanzeinlagen, in denen die Choreografin Annette Taubmann ihre 33 Akteure über die Bretter wirbelt. Bühnenbildnerin Katharine Altaparmakov platziert das Orchester auf einer glitzenden Showbühne. Mit wenigen Bühnenelementen wie Glittervorhängen und rollbaren Sitzhockern verschafft sie den Darstellern viel Freiraum. Und auch bei den Kostümen von Bettina Zumdick ist für augenzwinkernde Abwechslung gesorgt. Zum Beispiel als die Crews erstmals ihre Rakete verlässt und in Weltraumanzügen aus Knackfolie die Bühne betritt.

Edda Klepp, allesmuenster.de, 13. April 2015


Ein „Retrofuturistical“ nennen die Autoren Christoph Tiemann und Alban Renz ihr Mondraketenmassaker. „Retro“, weil sie Science fiction-Filme der 1950er-, -60er und -70er Jahren als Steinbruch nutzen, um ihren eigenen Plot zu entwickeln. Das gelingt ihnen bravourös, sie verschmelzen Motive aus Filmen wie Missile to the Moon (1958), Zurück in die Zukunft (1985/1990); Planet der Affen (1968), Spaceball (1987) und andere mehr mit dem „Sprech“ von heute: „das könnte Sie auch interessieren“ oder „Meinten Sie vielleicht…“ – ganz heutig ist vor allem der dem Knast entlaufene Buster Crabbe mit seiner drastischen, von Kraftausdrücken geprägten Sprache. Das Ganze ergibt eine durch und durch stimmige Textvorlage für die Musik von Stéphane Fromageot. Die orientiert sich natürlich erst einmal an dem „Retro“-Sound der Filmmusik von einst, schafft damit atmosphärisch dichte Klänge und sorgt für Lebendigkeit, den stets richtigen „Groove“ und jede Menge Power.

Vielschichtige Aufgaben also fürs groß besetzte TJO und seinen Dirigenten Daniel Klein. Der zaubert unwirkliche Sphärenmusik ebenso hervor wie knackige, turbulente Tutti-Attacken: 47 junge Orchestermusikerinnen und –musiker, die es am Premierenabend weder an rhythmischer Präzision noch an klanglicher Geschliffenheit mangeln lassen. Eine tolle, eine außerordentliche Leistung!

Anne Verena Freybott und Alban Renz inszenieren die Story, Annette Taubmann zeichnet verantwortlich für die überaus fantasie- und schwungvollen Choreografien, Kathrine Altaparmakov kreiert die raffinierten Bühnenbilder, Bettina Zumdick die schillernd-bunten Kostüme: ein Gesamtkunstwerk von großer Ausstrahlung und Suggestionskraft! Das lebt von dem ungebremsten Engagement der Sängerdarsteller, in diesem aktuellen Projekt (auch) derjenigen Protagonisten des Cactus Junges Theater aus Münster. Diese Kooperation – erfahrene Theater-Menschen, seit Jahrzehnten praktizierende Orchesterleute als Coaches, ein ambitionierter Dirigent, ein mit dem Theateralltag gut vertrautes Regie-Team – ist ein zukunftsweisendes Konzept, das bei seinem Start vor fünfzehn Jahren bundesweit einzigartig war und inzwischen vom Staatstheater Kassel und vom Musiktheater im Revier Gelsenkirchen übernommen wurde. Das Mondraketenmassaker hat durchaus das Potenzial, nach seiner Uraufführung Eingang zu finden in die Spielpläne anderer Häuser.

Christoph Schulte im Walde, neue musikzeitung, 12. April 2015